Die internationale Gemeinschaft hat eine Verantwortung für die Roma in Kosov@

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit werden die Roma einmal mehr Opfer eines Krieges im ehemaligen Jugoslawien – diesmal in Kosov@. Wir drucken dazu auf dieser Seite einen Appell der helsinki citizens assembly (hCa). Auf Seite 6 ausserdem ein Brief zur Haltung der USA gegenüber den Roma.

Vom Internationalen Sekretariat der helsinki citizens assembly (hCa)*

Wir machen uns grosse Sorgen über die Lage der Roma in Kosov@. Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass die Roma im Kosov@-Konflikt von beiden Seiten belästigt und gefährdet wurden. Ungefähr 20 000 Roma wurden aus Kosov@ nach Serbien vertrieben, danach aber von den SerbInnen wieder zur Rückkehr nach Nordkosov@ gezwungen. Die Roma sind aber jugoslawische BürgerInnen und haben dementsprechend Rechte, sowohl in Kosov@ wie in der Bundesrepublik Jugoslawien.

Die Roma wurden zunächst Opfer ethnischer Säuberungen durch die serbischen Paramilitärs und werden nun wieder vertrieben und angegriffen, diesmal durch die Kosov@-AlbanerInnen. Wie in den meisten europäischen Ländern sind sie marginalisiert und erhalten keinen Minderheitenschutz.

Viele Roma schilderten Menschenrechtsverletzungen, grosses Leid und viele Demütigungen, die sie während des Krieges erdulden mussten. Und die internationale Gemeinschaft ignorierte sie wieder einmal – wie schon so oft in der Geschichte. Einige Roma wurden von serbischen Autoritäten in den Arbeitsdienst zur Unterstützung der serbischen Armee gezwungen – dies hat bei vielen Kosov@-AlbanerInnen zu anti-Roma-Gefühlen geführt. In den Flüchtlingslagern in Albanien und Mazedonien wurde die Präsenz vieler Roma-Flüchtlinge aus Kosov@ nicht offiziell anerkannt. Bereits auf dem Weg zu den Camps hatten zahlreiche Roma Diskriminierungen erleben müssen. Deshalb fürchteten sie in den Flüchtlingslagern sowohl die Lagerbehörden wie auch ihre Mit-Flüchtlinge und verheimlichten daher oft ihre Identität.

Wir sind der Meinung, dass die internationale Gemeinschaft eine Verantwortung zum Schutz aller Bevölkerungsgruppen im Kosov@ hat – auch der Roma. Wir gehen davon aus, dass sowohl das moralische wie politische Ziel der internationalen Gemeinschaft in Kosov@ darin besteht, ethnische Säuberungen ebenso wie Vertreibungen zu verhindern. Dies verpflichtet die internationale Gemeinschaft dazu, Angriffe auf Leib und Leben der Roma zu verhindern.

Wir ersuchen die internationale Gemeinschaft, die sichere Heimkehr der Roma-Flüchtlinge nach Kosov@ zu garantieren. Roma – welche eine begründete Furcht vor Verfolgung in der Heimat haben – sollen ausserhalb der Bundesrepublik Jugoslawien Asyl erhalten. Die Roma sollen ausserdem ohne Diskriminierung in die Massnahmen für den Wiederaufbau demokratischer Strukturen in Jugoslawien einbezogen werden.

Die Roma haben keine effektive politische Vertretung auf nationaler oder internationaler Ebene und werden sowohl von den serbischen als auch den kosov@-albanischen Gemeinschaften zum Sündenbock gemacht. Das Volk der Roma war und bleibt in den meisten Europäischen Staaten diskriminiert – die Geschichte und Erfahrung der Roma macht darauf aufmerksam, dass nur deshalb schon die internationale Gesellschaft Verantwortung übernehmen muss. Die Roma haben aber auch Jahrhunderte alte Erfahrungen im Zusammenleben in multiethnischen, multikonfessionellen und mehrsprachigen Gemeinschaften. Wir hoffen, dass bei der Lösung dieses tragischen Konfliktes die internationale Gemeinschaft diese einzigartige Rolle anerkennt, welche die Roma bei der Wiederherstellung einer multiethnischen und demokratischen Gesellschaft in der Balkan-Region spielen könnten.

* Die helsinki citizen assembly (hCa) entstand während des Kalten Krieges in der Folge der Helsinki Schlussakte der KSZE aus den BürgerInneninitiativen, die sich für die Überwindung des Blockdenkens einsetzten. Heute ist hCa ein zivilgesellschaftliches Netzwerk aus Friedens- und Menschenrechts-Organisationen, das sich mit der demokratischen Integration Europas befasst.

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