Tschüss Toni

Forum

Wie soll jemand, der (resp. die) nur gerade die letzten drei Jahre Deines über zehnjährigen Engagements im Schweizerischen Friedensrat und bei der friedenszeitung miterlebt hat, einen Abschiedstext über Dich und Deine Verdienste verfassen, und Dir dabei gerecht werden? Ich kann es nicht. Und daher bleibt mein Text persönlich und auf die Zeit, die ich mit Dir zusammenarbeiten durfte, beschränkt.

Manuela

Als ich bei der friZ anfing, war eines klar: als «alter Hase» in der Friedensarbeit hattest und hast Du einen uneinholbaren Vorsprung im Wissen und in der Praxis. Dennoch warst Du von Anfang an offen für die Ideen und Vorschläge der Greenhorns ­ nicht nur gegenüber meinen. Deine Ruhe und unendliche Geduld ermöglichte es den NeueinsteigerInnen mitzumachen und Fehler zu begehen, ohne sich doof zu fühlen. Du bist ein lebendiges Archiv, das sich auch dann anzapfen lässt, wenn Du mit Deinem Kopf eigentlich gerade woanders bist. Frau müsste, wie die Kollegin aus der Frauenstelle bemerkte, wirklich Dein Hirn scannen können, um an Dein friedenspolitisches Wissen zu gelangen.

Deine Ruhe machte aber auch den Stress, den wir insbesondere vor Abschluss des Layouts immer wieder hatten, erträglicher: Du bliebst (allermeistens) gelassen, trotz der vielen Friedensrats-Geschäfte, die wir (vor allem Du) zusätzlich miterledigten, trotz gelegentlicher Unstimmigkeiten im Team oder mit dem Vorstand. Du bliebst ruhig, während ich ob des Drucks an Layoutwochenenden nervös und jammernd ­ oder auch fluchend ­ herumwieselte; Deine Belastung machte sich vor allem an der Zahl gerauchter Zigaretten sichtbar, Deinen Texten sah man sie aber nicht an. Im Gegenteil: Manch ein Text wurde umso besser, je grösser der Zeitdruck wurde.

Schliesslich brachte die immer sichtlicher werdende Belastung uns und die Redaktion allmählich dazu, einen Prozess einzuleiten, der weg von den monatlichen Wochenend-Layouts und schliesslich hin zu dieser neuen Zeitschrift führte: trotzdem werden wohl wir beide diese zuweilen chaotischen Layout-week-ends vermissen (an welchen natürlich immer tollstes Wetter war....), und damit das erlösende und zugleich stolze Gefühl, irgendwann in der Nacht vom Sonntag auf den Montag, wenn das Päckchen mit der fertigen Zeitungsvorlage für den Sechs-Uhr(!)-Zug zur Druckerei fertig geschnürt war.

Die friedenszeitung gibt es nicht mehr, und mit ihr hast auch Du die Redaktion und den Friedensrat verlassen. Du hast mitgeholfen, etwas Neues aufzubauen, das Du nicht mehr selbst ausfüllen wirst. Ich halte dies für tapfer, wenn auch der Begriff veraltet erscheinen mag. Aber es hat Dir den Abschied bestimmt nicht erleichtert.

Du warst nie nur friedenszeitungs-Redaktor: Eingestiegen als junger Freiwilliger, übernahmst Du nach und nach zahlreiche unterschiedliche Aufgaben, um dann 1992 ­ zusammen mit meiner Vorgängerin Brigitte Matern ­ den Redak-tionsposten anzutreten. Und gabst damit das SFR-Präsidium auf, was Du ­ glaub ich ­ gar nicht so ungern tatest. Für Dich war die Arbeit am Gartenhof aber immer mehr als friedenspolitische Informationsarbeit: Du wolltest die Friedenspolitik aktiv mitgestalten und beeinflussen. Das hat Dich manchmal weg von der Re-daktionsarbeit geführt, letztendlich aber den Friedensrat am Leben erhalten und mit Inhalten gefüllt. Du hast aber auch immer darauf gepocht, dass die anderen, insbesondere der Vorstand, diese Arbeit mittragen müssen. Diese doppelte Rolle war zeitweilen anstrengend. Wenn «Not-am-Mann» war, konntest Du aber immer noch einen Zacken zulegen, Dich auch noch ausserhalb dieses verrückten Hauses ­ z.B. bei der ARW, bei den Friedenspolitischen Initiativen, beim NRO-Rat für UNO-Belange u.v.a. ­ einsetzen. Im Interesse der Sache, und nicht immer im Interesse Deiner Gesundheit.

Du musst Dich jetzt aber nicht von der Friedensarbeit an sich verabschieden, hast keinen totalen Schlussstrich gezogen: Dein neues (jetzt aber bezahltes) Engagement in der ARW/den Friedenspolitischen Initiativen, lässt Dich am Thema bleiben. Und lässt uns weiter von Dir und Deinem friedenspolitischen Know-how «profitieren». So können wir auf das Scannen Deines Hirns vorläufig noch verzichten.
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