friZ 2/2010

Vor bald einem Jahr, im Dezember 2009, ging die Weltklimakonferenz in Kopenhagen zu Ende. Ein Medienereignis erster Güte - wir erinnern uns. Jetzt, da sich der Pulverdampf gelegt hat – und bevor es in Cancun in die nächste Runde geht – ist der richtige Zeitpubkt für die Frage: Wie ist die komplexe Klimafrage aus friedenspolitischer Sicht zu beurteilen? Von Beat Luder

Klimaerwärmung – der lange Weg zur Einsicht

Im warmen Winter 2007, als die Skifahrer nur auf dreckig weissen Bändern aus Kunstschnee über grüne Alpwiesen rutschten und der Eisbären-Junge Knut zum deutschen Medienstar avancierte, wurde der 4. Sachstandsbericht des Weltklimarates IPCC1 veröffentlicht. Erstmals wurden der Publikation auch ausführliche Studien über die Folgen der Klimaerwärmung beigefügt. Darunter Hinweise auf kollabierende Ökosysteme, verdorrende Kornkammern und auf von steigenden Ozeanen gefährdete Metropolen. Das liess die Weltgemeinschaft aufhorchen: die Aussicht auf Klimakriege und Millionen von Klimaflüchtlingen schockte nun plötzlich: Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon hielt die neue Gefahr für «so gefährlich wie Kriege», die deutsche Kanzlerin Merkel sprach von «einer Überlebensfrage der Menschheit». Natürlich handelte es sich dabei für viele nur um potentielle Gefahren in ferner Zukunft, obwohl gerade wir Schweizer – in einem Land von schmelzenden Gletschern - es besser wissen müssten (siehe Bild). Während der Klimawandel hierzulande aber bisher höchstens bei Tourismusdirektoren und Berggemeinden für rote Köpfe sorgt, ist daraus im Süden für Millionen bereits eine Überlebensfrage geworden – und damit in manch belasteter Regionen auch eine Frage von Krieg und Frieden.

Ressourcenkrieg im Treibhaus2

Natürlich geht es nicht nur um das Klima, schon vor 20 Jahren sagte Gro Harlem Brundtland: «Die Welt ist nicht mit einer Umweltkrise, einer Entwicklungs- und Energiekrise konfrontiert, sondern diese Krisen verschmelzen alle zu einer einzigen.»3 In deren Folge sterben schon heute Menschen in Afrika, auf dem Andenhochland oder in den mongolischen Steppen. Die Sahara dehnt sich jährlich um bis zu 5 Kilometer nach Süden aus. In der Sahelzone liegt der Grundwasserspiegel mittlerweile 50 bis 70 Meter unter der Erdoberfläche, unerreichbar mit traditionellen Brunnen.
Das fronterfahrene Rote Kreuz erklärt dazu: «Der Klimawandel ist kein Zukunftsproblem. Schon jetzt nimmt die Zahl der Naturkatastrophen, die mit der Erderwärmung in Zusammenhang stehen, zu und damit die Zahl der Betroffenen. Das Rote Kreuz schätzt sie auf jährlich 243 Millionen Menschen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich diese Zahl bis 2015 auf 375 Millionen Menschen erhöhen wird. Die Opfer leben in besonders bedrohten Regionen und haben meist keine finanziellen oder technischen Möglichkeiten, sich gegen Wirbelstürme, Überschwemmungen, Dürren oder Schlammlawinen zu schützen.»4
Wohin die von Brundtland erwähnte Verquickung problematischer Umstände führen kann, zeigt das traurige Beispiel Darfur: Seit Mitte der 1980er Jahre gibt es immer weniger Regen in der sudanesischen Provinz, in manchen Jahren fiel die Regenzeit komplett aus und wenn das ersehnte Nass dann doch kam, wurden die ausgemergelten Böden ausgewaschen oder weggespült. Gleichzeit wird der Platz wird immer enger für die wachsende Bevölkerung. Wo früher arabische Hirten und Nomaden dem Weideland nachgezogen waren, bauten jetzt die afrikanischen Bauern Zäune um das knappe Land. Wasser wurde zum Luxus, der Konflikt war vorprogrammiert: 2003 erreichten die Nachrichten aus der Hölle von Hunger, Leiden und Morden auch die westlichen Medien. Arabische Reiter (so genannte Dschandschawid), bewaffnete Jeeps und leichte Kampfflugzeuge der islamischen Regierung in Khartoum machten so in Darfur nicht nur Platz für ihre Klientel, sondern sicherten sich damit auch umfangreiche Erdölvorkommen. Vorläufige Bilanz der Massaker: 200 000 Tote, 2,5 Millionen Vertriebene.
Aus solchen Kämpfen um Land und Rohstoffe, (Wasser, Holz, Fisch, ...) entstehen immer häufiger Dauerkriege, an deren Befriedung korrupte Regierungen, tyrannische Staatsführer und selbsternannte Warlords oft gar nicht interessiert sind. Zu sehr profitieren sie von Geschäften mit Waffen, Rohstoffen, Geiseln und internationalen Hilfsgütern. Das Resultat sind die so genannten «failed states», Gewalt-Staaten, die als unsicher gelten oder solche, in denen die zivile Infrastruktur gefährdet oder schon zusammengebrochen ist und anarchische Zustände herrschen. Heute leben schätzungsweise zwei Milliarden Menschen in solchen «gescheiterten Staaten».

Europas Südgrenze

Zu erwähnen ist hier aber auch der «Krieg» an Europas Südgrenzen. Nach der jahrelangen «Invasion» von kaum hochseetauglichen Flüchtlingsbooten (mit entsprechend hohen Opferzahlen) wird heute der libysche Diktator Muammar al-Ghadafi mit italienischen Steuergeldern für seine Freundesdienste gut bezahlt: Die Flüchtlinge aus Äthiopien, dem Sudan und anderen ökologisch gefährdeten Nationen werden nun bereits an der nordafrikanischen Küste abgefangen. In den Internierungslagern des Diktators wird wohl keiner gefragt, ob er nun ein Wirtschafts- oder Klimaflüchtling sei, bevor er (oder sie) zurück in die Wüste gejagt wird.
Auch die Wirtschaft trifft es heute: Wenn sich der Volta-Stausee in Ghana nicht füllt, fällt auch das Wasserkraftwerk aus, das ganz Ghana noch in den 80er Jahren genügend Elekrizität lieferte, und mit ihm der unverzichtbare Motor der Wirtschaft. Israels intensive Wassernutzung hat aus dem einst stolzen Jordan ein Rinnsal gemacht, der Tschadsee im Herzen Afrikas hat wegen rückläufigen Niederschlägen und fragwürdigen Abzweigungen für Bewässerungsprojekte 95 Prozent (!) seiner Fläche verloren, die traditionsreiche Fischerei im einstmaligen «Binnenmeer» ist schlicht nicht mehr existent.
Das sind genug der Gründe, um die Klimafrage auch aus friedens- und sicherheitspolitischer Perspektive im Auge zu behalten.

Vom Club of Rome zum Kyoto-Protokoll

Erstmals wies im Jahr 1972 der Club of Rome mit seinem Buch «Die Grenzen des Wachstums»5 auf eine, in der breiten Öffentlichkeit bisher kaum wahrgenommene Problematik hin: den Widerspruch zwischen grenzenlosem Wachstum von Menschheit und Konsum und den begrenzten Ressourcen unseres Planeten. In der umfassenden Studie wurde auch schon die Möglichkeit einer Klimaerwärmung diskutiert, wobei als Gründe sowohl ein «anthropogener Treibhauseffekt» als auch die «thermische Umweltverschmutzung durch Abwärme» genannt wurden!
Nach der Euphorie über Wirtschaftswachstum und Wohlstand für alle in den 50er und 60er Jahren sah eine kritische jüngere Generation auch die Schattenseiten: Wegwerfmentalität, platter Materialismus und Massentourismus hinterliessen bereits damals ihre Spuren. So wurden die 1970er Jahre auch die Gründerjahre von Umweltbewegungen, grünen Parteien, Anti-AKW-Bewegungen etc. Interessant dabei: Die Einsicht in die Notwendigkeit zum achtsameren Umgang mit der Natur kommt nicht etwa aus Wissenschaft oder Politik, sondern von «unten», aus dem Volk. Idealisten, Gegenkultur und Basisdemokratie verschwinden allerdings schnell wieder. Immerhin: Non-Profit-Organisationen tragen das Erbe in die Zukunft, während aus den «Multis» der 70er Jahre «Global Players» werden und die Segnungen der Konsumgesellschaft mittlerweile auch die Yanomami6 im hintersten Winkel des Amazonas erreichen. Der «American way of live» erobert immer neue Territorien des blauen Planeten, sperrige «Blockfreie» weichen hungrigen Schwellenländern, aus den G7 werden die G20, die Medien haben nicht nur immer neue Geschichten von Gewinnern und Verlierern zu erzählen, sondern auch einen neuen Namen für die beschleunigte Dynamik: Globalisierung.
Gegen Ende des Jahrhunderts gehören zu den neuen Geschichten immer häufiger auch solche über die Schattenseiten der Globalisierung: globale Umweltverschmutzung, Desertifizierung (Verwüstung), gefährdete Biodiversität und Artensterben, Ozonloch, Landübernutzung und Versauerung der Meere, Ressourcenknappheit und «last but not least»: die Klimaerwärmung. Nachdem in den 1980er Jahren auch Medien und Wissenschafter das Thema vermehrt aufgriffen, ist es in den 1990ern auch in der Politik angekommen.
In einem waren sich die Regierungen rasch einig: Da es sich bei den Fragen von Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung um ein überstaatliches Problem handelt, konnte die Suche nach Lösungen an die Uno delegiert werden. So verstrichen denn von der anfänglichen Stockholmer Weltumweltkonferenz 1972 bis zur Formulierung von Zielvorgaben am «Erdgipfel» von Rio 1992 schon mal 20 Jahre! Nebst einigen unterzeichneten Abkommen im Umweltschutzbereich identifiziert die Rio-Konvention den Klimawandel als ernsthaftes Problem und verpflichtet die Staatengemeinschaft dem entgegenzuwirken: «Das Endziel dieses Übereinkommens ist es, [...] die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen, auf dem eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird. Ein solches Niveau sollte innerhalb eines Zeitraums erreicht werden, der ausreicht, damit sich die Ökosysteme auf natürliche Weise den Klimaänderungen anpassen können, die Nahrungsmittelerzeugung nicht bedroht wird und die wirtschaftliche Entwicklung auf nachhaltige Weise fortgeführt werden kann.»7
Die auf Rio folgenden Konferenzen brachten ein langes Gefeilsche bei der Ausarbeitung von konkreten Massnahmen und verbindlichen Klimazielen. Rasch zeigte sich, dass es den Teilnehmern dabei vor allem darum ging, jeweils für ihre Nationen günstige Vorgaben auszuhandeln. Ergebnis der langwierigen Verhandlungen: Das Kyoto-Protokoll von 1997, das allerdings erst im Februar 2005 in Kraft treten sollte. (s. unten)
Obwohl die Zielvorgaben des Kyoto-Protokolls alles andere als ehrgeizig waren, gingen die Unterzeichnerstaaten ziemlich lustlos und schleppend an die Umsetzung. Immerhin haben bis heute alle westlichen Industrienationen sowie Russland das Abkommen ratifiziert - mit Ausnahme der USA. Nebst Ungereimtheiten unter Wissenschaftern sorgen vor allem auch gezielte Desinformationskampagnen für Verunsicherung8: In den USA beklagt die «Global Climate Coalition», eine als NGO getarnte PR-Agentur der Ölindustrie bei Hearings und in Anzeigen die «wissenschaftlichen Unsicherheiten» bei Klimaprognosen. So verstreichen weitere zehn Jahre, bis das Thema im Jahr 2006 ein unerwartetes Publizitätshoch erfährt: Während der Film «An Inconvenient Truth» des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore das breite Publikum ansprechen soll und tatsächlich auch zu Diskussionen an Stammtisch und TV führt, werden die «Teppich-Etagen» eher durch den Ökonomen und Berater der britischen Regierung, Nicolas Stern, aufgerüttelt: «Eine drastische Reduktion des globalen Ausstosses von Kohlendioxid ist unumgänglich, um einen katastrophalen wirtschaftlichen Einbruch zu verhindern.» (siehe nächsten Artikel)
Ein unerwartetes Ende efuhren die fruchtlosen Diskussionen über den Klimawandel im Jahr 2007 durch die Veröffentlichung des 4. Sachstandberichts des IPCC (Weltklimarat) mit der Bestätigung, dass der Klimawandel «sehr wahrscheinlich» menschgemacht sei.9 Zur Abgrenzung gegenüber natürlichen Klimaschwankungen gibt's auch einen neuen Namen für «die unbequeme Wahrheit»: «globale Erwärmung».

Die Globale Erwärmung...

Zwischen 1906 und 2005 hat sich die durchschnittliche Lufttemperatur in Bodennähe auf der Erde um 0,74° Celsius erhöht. Das Jahrzehnt von 2000 bis 2009 war mit Abstand das wärmste je gemessene, gefolgt von den 1990er Jahren, die wiederum wärmer waren als die 1980er Jahre. Da sich die Luft über Landflächen allgemein stärker erwärmt als über Wasserflächen, stiegen die Temperaturen auf der Nordhalbkugel - auf der sich der Grossteil der Landflächen befindet – in den vergangenen 100 Jahren stärker an als auf der Südhalbkugel. Die Nacht- und Wintertemperaturen stiegen etwas stärker an als die Tages und Sommertemperaturen. Die grösste Erwärmung wurde während der Wintermonate gemessen, und dabei besonders stark über dem westlichen Nordamerika, Skandinavien und Sibirien.
0,74° Celsius sind nur eine minimale Zunahme, könnte man denken, doch reale Klimaphänome und deren Folgen sprechen eine andere Sprache. Eine kleine Auswahl aus dem Jahr 2007: Im Januar legt der Orkan Kyrill halb Europa lahm. In 80 chinesischen Bezirken wird im Sommer für Millionen von Menschen und ihre Nutztiere das Trinkwasser rationiert, Reis kann nicht angebaut werden. England erlebt im April hochsommerliche Temperaturen und im Juli im Norden die schwersten Überschwemmungen seit 70 Jahren, dann im Süden die grösste Trockenheit. Vor den Küsten Irans und Saudi-Arabiens tobt der erste jemals aufgezeichnete tropische Zyklon im Arabischen Meer. Im August muss in Ankara wochenlang Wasser rationiert werden. 30 Millionen Menschen werden in Südostasien im gleichen Monat von sintflutartigem Monsunregen und Überflutungen heimgesucht; das Wasser zerstört ihre Hütten und reisst fruchtbaren Boden mit sich. 1,7 Millionen AfrikanerInnen machen im Herbst die gleiche Tragödie durch, von Mauretanien über Uganda und Togo bis in den Sudan. Ende Oktober stehen Mexikos Bundesstaat Tabasco und die Dominikanische Republik zu drei Vierteln unter Wasser. Im November tobt ein Zyklon über Bangladesch, der tausend Menschenleben fordert. Australien ist dem sechsten, in einigen Landesteilen bereits zwölften trockenen Jahr in Folge ausgesetzt; in einer der grössten Kornkammern der Welt ist das Flusswasser vielerorts bedroht von Verschlammung und Algenpest, die australischen Bauern ernten nur mehr halb soviel wie früher.
Auch wenn manche dieser Ereignisse jeweils für sich nicht zweifelsfrei dem Klimawandel zugeschrieben werden können – ihre Häufung und grössere Intensität ist unter ExpertInnen unbestritten.

...und ihre Ursachen

Als Hauptgrund für die globale Erwärmung wird der anthropogene Treibhauseffekt10 angesehen, verursacht durch die beinahe exponentielle Zunahme der Treibhausgase (siehe Grafik 1). Diese sind ein natürlicher Bestandteil der Atmosphäre und befanden sich seit Jahrtausenden in einem Gleichgewichtszustand. Sie sorgten für jene Temperaturerhöhung, die das Leben auf der Erde überhaupt erst möglich machte (der so genannte «natürliche» Treibhauseffekt).
Seit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert gerät dieser Gleichgewichtszustand durch das Verbrennen fossiler Energieträger und weiterer menschlicher Errungenschaften immer schneller aus den Fugen. Die wichtigsten Treibhausgase sind:
• CO2: Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und durch das grossflächige Abbrennen von Wald stieg die Konzentration seit 1750 um 30 Prozent, im Zeitraum 1970-2004 gar um 70 Prozent!
• Methan: Vor allem wegen der industriellen Landwirtschaft mit Massentierhaltung, nebst erhöhten natürlichen Prozessen, beträgt der Zuwachs seit 1750 zirka 250 Prozent
• Lachgas (NO2): Wird vor allem von Kunstdünger (Intensivlandwirtschaft) emittiert, Zunahme zirka 20 Prozent
Im Jahr 2000 machte Kohlendioxid 78 Prozent der menschlich verursachten Treibhausgasemissionen aus, Methan 14 Prozent und Lachgas 7 Prozent. Alle übrigen Treibhausgase zusammen steuerten lediglich 1 Prozent bei.
Besonders dramatisch sind die Zahlen der jüngsten Zeit. Wenn die gegenwärtige Politik nicht signifikant geändert wird, können wir bei den Treibhausgasen bis 2030 mit einem weiteren Anstieg von 25 bis 90 Prozent rechnen (beim Kohlendioxid sogar 45–110%). Ein Plus von 100 Prozent hätte eine Erwärmung des Weltklimas um rund 3 Grad zur Folge.

Beat Luder ist Mitarbeiter des Schweizerischen Friedensrates. Zuletzt schrieb er in der friZ über von Uranmunition.
In der ersten Folge einer kleinen Klimaserie von Beat Luder geht es in dieser Ausgabe um die friedenspolitische Relevanz. Dafür blickt er zunächst zurück und fragt dann nach den Folgen des prognostizierten Klimawandels: Was gilt nun eigentlich und wie ist die Situation aus friedenspolitischer Sicht zu beurteilen? Im zweiten Teil wird es in der nächsten Nummer um Inhalt und Wirkung des 4. IPCC-Berichts von 2007, die Klimakonferenz von Kopenhagen und die Diskussion um Auswirkungen und Massnahmen gehen.

Fussnoten



Kyoto-Protokoll

1997 in Kyoto (Japan) ausgehandelter internationaler Rahmenvertrag für Massnahmen zum weltweiten Klimaschutz; trat 2005 – ohne die USA und Australien (letztere ratifizierten 2007) – in Kraft, nachdem mit der Ratifizierung durch das russische Parlament die Bedingung erfüllt war, dass mindestens 55 Staaten, die zusammengerechnet mehr als 55% der Kohlenstoffdioxid-Emissionen des Jahres 1990 verursachten, dem Abkommen beigetreten waren. Das Kyoto-Protokoll verpflichtet die Industrieländer zu einer durchschnittlichen Verminderung der Treibhausgasemissionen um durchschnittlich mindestens 5 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 bis spätestens 2012. Dabei wurden für jedes Industrieland spezifische Emissionsreduktionsverpflichtungen festlegt, einige dürfen ihre Ausstossmenge an Treibhausgasen von 1990 beibehalten, manche sogar erhöhen. Dabei müssen die Reduktionsverpflichtungen nicht vollständig im eigenen Land erreicht werden, sondern es besteht auch die Möglichkeit, anderen Industrienationen Emissionszertifikate abzukaufen (Emissionshandel ) oder in einem anderen Industriestaat (Joint Implementation) bzw. einem Entwicklungsland (Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung) in Luftreinhaltemassnahmen zu investieren. Das Kyoto-Protokoll gilt als das weitreichendste Umweltabkommen, das jemals unterzeichnet wurde. Als einzige Industrienation sind die USA bisher dem Kyoto-Protokoll nicht beigetreten.

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