friZ 2/2010

Zivildienstorganisationen der Schweiz haben vor kurzem einen gemeinsamen Verband gegründet. Von Heiner Studer

Civiva - es lebe der Zivildienst!

Am 20. August 2010 haben mehrere aktive Zivildienstorganisationen den Zivildienstverband CIVIVA gegründet. Diese Dachorganisation ist wichtig für die Wahrnehmung des Zivildienstes in der Öffentlichkeit. Der gesamtschweizerische Verband engagiert sich für bessere Einsatzbedingungen, er will Ansprechpartner für Fragen des Zivildienstes sein und insbesondere von den in der Politik Tätigen ernst genommen werden.

Ziel: Entkoppelung von Zivil- und Militärdienst

Es ist kein Zufall, dass die Gründung von CIVIVA am selben Tag bekannt gegeben wurde, an dem die Mehrheit der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrates mit der Unterstützung parlamentarischer Vorstösse kundgetan hat, dass sie beim Zivildienst das Rad zurück drehen möchte. Wir setzen uns gegen Gesetzesverschärfungen ein. Eine Rückkehr zur Gewissensprüfung darf und wird es nicht geben. Längerfristig strebt CIVIVA die Entkoppelung des Zivildienstes vom Militärdienst und damit dessen Öffnung für Frauen und AusländerInnen an.
Ich bin dankbar, dass es CIVIVA gibt, und ich bin gerne bereit, den Verband in der ersten Zeit seines Bestehens zu leiten. Seit ich volljährig bin, ist die Zivildienstfrage mit meinem Lebenslauf eng verbunden. 1983 durfte ich auf Initiative des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) eine breit abgestützte Arbeitsgruppe leiten, welche ein Zivildienstmodell auf der Grundlage des Tatbeweises ausarbeitete. Jenes Modell hatte damals politisch keine Chance; die Diskussion darüber half jedoch, die Zivildienstfrage in der Bevölkerung wirkungsvoll zu thematisieren. Vielen wurde bewusst, dass es in unserem Rechtsstaat wesentlich ist, die Zivildienstfrage verwantwortungsvoll zu regeln.

Erfolg des Zivildienstes

Als Nationalrat beantragte ich bei der ersten Anpassung des Zivildienstgesetzes, die Gewissensprüfung aufzuheben. Da diese Abstimmung nur knapp negativ verlief, reichte ich eine Motion ein, welche die Abschaffung der Gewissensfrage verlangte. Seit dem 1. April 2009 ist diese Prüfung nun glücklicherweise Vergangenheit. Dass seither so viele Männer den Zivildienst wählten, ist ein klares Zeichen dafür, dass der Zivildienst populär ist.
Mir gefällt der Name unseres Verbandes ganz besonders. Die beiden ersten Buchstaben weisen auf das Zivile hin. VIVA bedeutet, dass Leben herrscht. Es lebe der Zivildienst!

Heiner Studer ist Präsident des neuen Zivildienstverbandes CIVIVA und ehemaliger Nationalrat EVP.


CIVIVA

Mitglied beim Zivildienstverband CIVIVA sind bisher: der Verein Zivildienst.ch (Deutschschweiz), das Centro per la Nonviolenza della Svizzera Italiana CNSI (Tessin), die Permanence Service Civil PSC (Genf), die Gemeinschaft Schweizer Zivildienstleistender GSZ, der Schweizerische Friedensrat SFR und myclimate als Arbeitgeber von Zivildenstleistenden.
Kontakt: CIVIVA – Schweizerischer Zivildienstverband, Sekretariat (Remo Ziegler), Postfach, 8036 Zürich. Telefon 078 664 68 77, E-Mail remo.ziegler@civiva.ch


Le monde civile

Dieser Tage erscheint auch die erste Ausgabe des neuen Zivildienstbulletins «Le monde civile». Lanciert wurde die neue Zeitschrift vom Verein Zivildienst.ch (der seit den 1980er Jahren zehnmal jährlich die «Zivilcourage» herausgeben hat) und der Gemeinschaft Schweizer Zivildienstleistender GSZ. Geplant ist ausserdem eine redaktionelle Zusammenarbeit mit der Genfer Beratungsstelle Permanence Service Civil PSC.

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