friZ 2/2008

Unter dem Titel «woche der migrantInnen» soll eine gesamtschweizerische Aktionswoche im September 2008 der Asyl- und Migrationsbewegung neuen Schwung geben. Von Mirjam Brunner

Ohne uns geht nichts!

Was ist das Ziel der Woche der MigrantInnen? Wir wollen unsere Verteidigungshaltung ablegen und auf eine dynamische Art eigene Schwerpunkte setzen. Nur selbstbewusst können wir mehr Einfluss gewinnen. Die Woche der MigrantInnen soll einen neuen Blick auf die Migration fördern. Heute wird Migration bestenfalls als wirtschaftlich nützlicher Faktor betrachtet, schlimmstenfalls als grosse Bedrohung für die Schweiz angeschaut. Wir wollen, dass Migration nicht nur als geschichtliche und zukünftige Realität akzeptiert wird, sondern auch als eine für alle Völker und Menschen bereichernde Begegnung.

Nicht nur teilnehmen, sondern mitgestalten

«Von wem ist eigentlich die Rede, wenn von ‹Ausländern› gesprochen wird? Rechts-populistische Kreise wollen uns pauschal als ‹Problem› und ‹Bedrohung› sehen, ‹Ausländer› negativ definieren und so rassistische Diskurse salonfähig machen - das lassen wir uns nicht weiter gefallen! Wir wollen selbst sagen, wer wir sind, wie wir uns als MigrantInnenen fühlen und uns nicht in ein Schema drängen lassen.» So äusserte sich ein Mitglied der Bewegung «ohne uns geht nichts.» Tatsächlich: Zurzeit wird Migration bestenfalls als wirtschaftlich nützlicher Faktor gesehen, öfter aber als grosse Bedrohung für die Schweiz. Unsere geplante Aktionswoche soll dagegen MigrantInnen nicht nur als «TeilnehmerInnen», sondern auch als GestalterInnen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der Schweiz zeigen. Denn Migration ist nicht nur eine geschichtliche und zukünftige Realität, sondern auch eine für alle Völker und Menschen bereichernde Begegnung.

Kampagne «ohne uns geht nichts.»

Seit 2003 fördert Solidarité sans frontières mit der Kampagne «ohne uns geht nichts.» die Vernetzung und das selbstbewusste Einfordern von Grundrechten für alle Menschen in der Schweiz. über hundert Organisationen hatten damals ein gemeinsames Manifest unterzeichnet. Drei Grossdemos am Flüchtlingstag 2005 bis 2007 haben diesem Tag wieder ein politischeres Gesicht gegeben. An zwei Landsgemeinden der MigrantInnen trafen sich 2005 und 2007 VertreterInnen dutzender aktiver Gruppierungen und Direktbetroffene und tauschten Erfahrungen aus. Es ging darum, die Grenzen innerhalb der Bewegung zu überwinden: Ob der Schwerpunkt des Engagements für Flüchtlinge, für Sans-Papiers oder für seit Jahren in der Schweiz arbeitende MigrantInnen ist, wir kämpfen alle für eine Gesellschaft, in der jeder Mensch einen würdigen Platz hat. Nur zusammen sind wir genug stark, um gegen die Angstmacher und Grundrechtsverachter anzukommen und in die Offensive zu treten.

Breite der Bewegung sichtbar machen

Darum ist ein wichtiges Ziel dieser «woche der migrantInnen» auch, dass die verschiedenen aktiven Gruppierungen in der ganzen Schweiz sich für die Planung ihrer Aktionen an gesamtschweizerischen und regionalen Koordinationssitzungen austauschen und dadurch weitere Vernetzungen stattfinden. Nach aussen soll die Breite unserer Bewegung sichtbar werden. Zur Wiedererkennung dient ein mehrsprachiges Logo der Aktionswoche.
Alles hat Platz: Von Theateraufführungen, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen über Konzerte und Kundgebungen. Von lokalen oder überregionalen Demos zu Schwerpunktbeiträgen in alternativen und etablierten Medien. Grenzen setzt einzig die Phantasie der Beteiligten. Auch wenn bereits lange geplante Veranstaltungen im Rahmen dieser Woche realisiert werden oder schon organisierte Projekte in den Veranstaltungskalender der Woche aufgenommen werden, trägt dies zu einer starken Aktionswoche bei.

Mirjam Brunner ist Mitarbeiterin von Solidarité sans frontières.



woche der migrantInnen

Die «woche der migrantInnen» findet vom 8. Bis 14. September 2008 in der ganzen Schweiz statt. Solidarité sans frontières übernimmt die Koordination und ruft alle im Migrations- und Asylbereich tätigen Organisationen und Personen auf, eigene Aktivitäten im Rahmen dieser Woche durchzuführen. Unter www.ohneuns.ch finden sich Listen mit Filmen und mit AutorInnen, die zu Lesungen, Referaten oder Diskussionen eingeladen werden können und natürlich der wachsende Veranstaltungskalender. Eine abschliessende gesamtschweizerische Koordinationssitzungen findet am 22. August 2008 um 19.15 Uhr im Haus der Begegnung, Mittelstrasse 6a, in Bern statt.
Nachstehend eine kleine Auswahl der bei Redaktionsschluss bereits bekannten Veranstaltungen im Rahmen der «woche der migrantInnen»:

Auftakt Montag, 8. September 2008: Führung durchs Bundeshaus von eingebürgerten ParlamentarierInnen
Basel Mittwoch, 10. September, 19.30 Uhr, FAZ, Bahnhofstrasse Frenkendorf: «Wir – die anderen», Referat Ruedi Brassel zur Migrationsgeschichte der Schweiz und persönliche Migrationsgeschichten.
Bern Mittwoch, 3. September, in Bern: Vortrag und Diskussion mit dem Bieler SP-Nationalrat Ricardo Lumengo zu seinen Erfahrungen als Migrant.
St.Gallen Donnerstag, 11. September, Stadt St. Gallen: Spiel ohne Grenzen, organisiert vom Solinetz Ostschweiz
Winterthur Sonntag, 14. September, Wintherthur: Gottesdienst zum «Bleiberecht», organisiert von der Freiplatzaktion Winterthur und augenauf
Abschluss Samstag, 13. September 2008: Zentrale Abschlusskundgebung «Bleiberecht für alle!» in Bern (mehr Infos unter: www.bleiberechtfueralle.ch)

Aktuelle Informationen unter: www.ohneuns.ch

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