FriZ - Editorial aus Nr. 5/2003

Kann dem Frieden geholfen werden?

Ja, dem frieden kann geholfen werden. Arbeit für den Frieden ist immer ein Prozess, ein Nach- und Miteinander verschiedener Absichten und Handlungen. Hilfe von aussen, wie sie traditionellerweise von Schweizer Hilfswerken im Ausland geleistet wird, kann in Konfliktsituationen eine friedensfördernde Wirkung haben.

Wichtig ist dabei die kann-Formulierung, denn: "Bei der Umsetzung der Projekte und Programme ist - unabhängig davon ob es sich um Friedensprojekte oder um Entwicklungsprojekte im Konfliktkontext handelt - darauf zu achten, dass im Umgang mit den betroffenen Menschen und den lokalen Entwicklungsorganisationen, nicht ungewollt, oder unbeabsichtigt Konflikte verschärft werden. Zum Beispiel dadurch, dass nur eine der Konfliktparteien in das Projekt involviert ist, die andere sich benachteiligt fühlt und dadurch die Ressentiments verstärkt werden." Dies schreibt Esther Marthaler vom KOFF in ihrem Übersichtsartikel (S. 12) zur Friedensarbeit der Schweizer Hilfswerke. Noch sei das Thema Friedensförderung in der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit vergleichsweise neu, erklärt sie.

Wir haben für dieses Schwerpunktthema auch eine "Praktikerin" und einen "Praktiker" im Bereich der entwicklungspolitischen Friedensarbeit angefragt. Sowohl Maya Krell (Heks) wie auch Peter Aeberhard (Caritas) sind dabei eine Art "PionierIn", betreuen doch beide innerhalb ihrer Organisation als erste je einen Fachbereich Friedensarbeit. Beide betonen zudem, dass die Förderung von Konfliktbewusstsein nicht nur zu einer Verbesserung der eigentlichen Projektarbeit führt, sondern dass Friedensarbeit auch organisationsintern positive Auswirkungen hat. Maya Krell (S. 16) weist etwa darauf hin, dass "die ’Friedensgespräche' des Heks, bei denen verschiedene Aspekte der Friedensförderung präsentiert und diskutiert werden, sich zu spannenden inhaltlichen Debatten entwickelt haben und, sozusagen als Nebenprodukt, die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Abteilungen der Ausland- und Inlandarbeit verstärken." Und für Peter Aeberhard (S. 20) ist klar, dass "Friedensarbeit nicht nur Konflikte in den Entwicklungsländern betrifft, sondern auch bei uns: Die Weiterbildung punkto Konfliktbewältigung erhöht auch die Sozialkompetenz der Caritas-MitarbeiterInnen. Dadurch lassen sich auch hausinterne Konflikte und solche mit Partnern konstruktiv austragen. Die grundsätzlichen Konfliktmuster und -strategien lassen sich von einzelnen auch auf Gesellschaften übertragen und haben universellen Charakter."

Detlev Bruggmann


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