FriZ 5/2003

Caritas Schweiz setzt sich in ihrer internationalen Zusammenarbeit gezielt für die Verhinderung und Bewältigung von Konflikten sowie die Förderung des Friedens ein. Um dieses Ziel systematisch zu verfolgen, hat das Hilfswerk eine Fachstelle eingerichtet. Von Peter Aeberhard

Gewaltfrei helfen

Ob Ruanda oder Bosnien, Kolumbien oder Tschetschenien, Sudan oder Sri Lanka: Für Caritas Schweiz führte das Ausbrechen vieler neuer Gewaltkonflikte einerseits zu einer Zunahme ihrer humanitären Anstrengungen in Kriegsgebieten. Gleichzeitig bedeutet es eine ernste Hypothek und grosse Herausforderung für ihre Entwicklungszusammenarbeit: Die Hälfte aller Staaten, in denen Caritas Schweiz tätig ist, ist gezeichnet von kriegerischen Auseinandersetzungen, in denen die Zivilbevölkerung häufig gezielt zu Opfern der Gewalt wird.

Allianzen für den Frieden

Die Programme und Projekte von Caritas Schweiz sind vielfach für den Konfliktverlauf und den Friedensprozess von erheblicher Bedeutung. Folgerichtig werden Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und Friedensförderung zu elementaren Anliegen in der Arbeit.

Caritas Schweiz hat im Frühjahr 2001 im Bereich Internationale Zusammenarbeit eine Fachstelle "Konfliktbearbeitung und Friedensförderung" geschaffen. Sie will so gezielt Menschen in Krisen- und Konfliktregionen stärken und zur gewaltfreien Verbesserung ihrer Lebensbedingungen beitragen. Friedensförderung wird als Querschnitt Thema in der Organisation verankert. Grundlage bildet das im Caritas-Verlag veröffentlichte Positionspapier "Allianzen für den Frieden"1.

Von Tadschikistan bis Angola

Caritas stärkt ihre Kompetenzen in bestehenden Programmen der internationalen Zusammenarbeit. MitarbeiterInnen werden in Konfliktsensibilisierung und Konfliktmanagement weitergebildet. In der konkreten Projektarbeit fliesst der Friedensaspekt ein in der Nothilfe, der Menschenrechtsarbeit und der Förderung von Befriedungsprozessen, in Trauma- und Versöhnungsarbeit, in der Friedenserziehung und der Sensibilisierung in Non-Violence.

Die Fachstelle begleitet die Länderverantwortlichen im Aufbau von spezifischen Friedensprogrammen:

Friedensförderung auch in Katastrophensituationen

Die Fachstelle unterstützt die Katastrophenhilfe der Caritas Schweiz im Erkennen und Aufarbeiten von Friedenspotentialen in den aktuellen Not- und Wiederaufbauprogrammen, zum Beispiel im grossen Hausbauprogramm auf dem Balkan und in der Aufbauhilfe in Afghanistan. Zudem versucht sie die Konfliktrelevanz der Programme (do no harm) zu beurteilen und Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten.

Die Fachstelle berät Länderverantwortliche aber auch in ihrem eigenen Konfliktmanagement und Verhalten und sensibilisiert den Bereich Internationale Zusammenarbeit zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der eigenen Sozialkompetenz in konfliktuösen Kontexten und Situationen.

Vernetzte Friedensarbeit

Die Fachstelle vernetzt Friedensanliegen. Sie arbeitet im Austausch mit den spezifischen Fachstellen seitens des Bundes (Deza-Copret/Politische Abteilung IV) und mit zivilen Organisationen in der Schweiz (via Kompetenzzentrum Friedensförderung KOFF, Schweizerische Friedensstiftung). Zudem erfolgt ein Erfahrungsaustausch mit Partnerorganisationen der Caritas auf europäischer Ebene.

1 Bestellung unter: www.caritas.ch


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