FriZ 5/2003

Zum Abschied von Christa Zopfi

Kennen gelernt habe ich Christa Zopfi vor über 25 Jahren, als ich Sekretär der "Sektion Lehrer" des vpod wurde. Sie arbeitete damals als Kindergärtnerin in Zürich-Albisrieden und war eines der engagiertesten Mitglieder der vpod-Kindergärtnerinnengruppe. In guter Erinnerung sind mir bespielsweise die Aktivitäten rund um den 1. Mai, die damals in Zürich zwar nicht konfliktfrei, aber noch nicht von der Frage überschattet waren, wie schnell die "Nachdemo" in brutale Gewalttätigkeit umkippe. In einer Arbeitsgruppe unserer Sektion wurde jedes Jahr während Wochen an einem besonderen Auftritt am 1. Mai gearbeitet und besonders viele Kindergärtnerinnen beteiligten sich an dieser Arbeit. Das Politische und das Private flossen damals ineinander über. Der 1. Mai war ein Familienfest, selbstverständlich kamen die Kinder an den Umzug mit, auch die Kleinen, die getragen werden mussten oder im "Buggy" mitfuhren. Ich erinnere mich noch gut, wie Zopfis und wir gemeinsam mit unseren Kindern - die der gleichen Altersgruppe angehören - im Umzug mit gegangen sind.

Engagierte Gewerkschafterin und "Kindergärnterin"

Ein wesentliches Motiv für Lehrerinnen und Lehrer, sich im vpod und nicht im Lehrerverein zu organisieren, war es, mit allen Lohnabhängigen und der Arbeiterbewegung solidarisch zu sein. Für die Kindergärtnerinnen ging es auch um ihre Stellung im Bildungssystem. Sie hatten die Erwartung, im vpod Kolleginnen und Kollegen zu finden, die an der Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Unterstufe zum Wohl der Kinder interessiert seien. Dies war denn auch ein Arbeitsschwerpunkt der Kindergärtnerinnengruppe. Als sich heraus stellte, dass die Solidarität doch eher ein abstraktes Prinzip als Alltagsverhalten und die Bereitschaft der Unterstufenlehrkräfte zur Zusammenarbeit mit den Kindergärtnerinnen nicht wirklich vorhanden war, zogen die aktivsten Frauen der Kindergärtnerinnengruppe die Konsequenzen und engagierten sich dort, wo die Interessen der Kindergärtnerinnen im Zentrum standen, im Kindergärtnerinnenverein. Auch Christa gehörte zu ihnen. So ging unsere erste gemeinsame Zeit zu Ende.

Einige Jahre später sind wir uns auf einer beruflichen Ebene wieder begegnet, in der Redaktionsarbeit für Zeitschriften im Bildungsbereich - Christa beim "Kindergarten", ich beim VPOD-Magazin. An Tagungen und Pressekonferenzen zu Bildungsfragen konnten wir unsere Meinungen austauschen oder uns zusammen eine bilden. Zu einer engeren Zusammenarbeit hat dies jedoch nicht geführt. In dieser Zeit hat Christa sich stark dafür engagiert, dass das Vereinsorgan der Kindergärtnerinnen zur Fachzeitschrift für die Belange des Kindergartens umgewandelt wurde. Und ihre Zeitschrift war auch eine der ersten, wenn nicht überhaupt die erste im Bildungsbereich, die mit einem eigenen Internet-Auftritt aufwartete. Als dieser Umbau abgeschlossen war, hat Christa sich neuen Aufgaben zugewendet.

Von der FriZ zur friZ

Überrascht und erfreut war ich, als Christa mich anrief, ob ich mir vorstellen könne, dass die Stelle bei der FriZ etwas für sie sein könnte, im Frühjahr 2001 durch den Weggang von Manuela Reimann frei wurde. Sie habe ja kaum Erfahrung in Friedensarbeit. Für mich war klar, dass ein Engagement von Christa für FriZ und Friedensrat ein Gewinn sein würde, und zu unserem Glück entschied sich Christa für die Stelle. Die war allerdings nicht eitel Friede und Sonnenschein. Zu sehr überschattet die Schuldenlast unsere Arbeit. Immerhin zeigte die Rettungsaktion im letzten Jahr einen breiten Rückhalt für die FriZ und der finanzielle Erfolg verschaffte uns eine Schnaufpause. Das war Christa jedoch nicht genug. Sie bestand darauf, dass für einen Aufschwung der FriZ ihre Neugestaltung unumgänglich sei. Und dieses Projekt hat sie zielstrebig angegangen und umgesetzt, mit gutem Erfolg: aus FriZ wurde friZ. Allerdings stellte es sich als sehr schwierig heraus, Sponsoren für die Neugestaltung zu gewinnen, und die Mittel für eine breite Abonnement-Werbekampagne fehlten. So ist es dabei geblieben, dass an sich die Voraussetzungen für einen Aufschwung geschaffen worden sind, sie aber nicht wirklich genutzt werden können. Aus diesem Dilemma hat Christa die Konsequenzen gezogen und die Redaktionsstelle bei der friZ gekündigt. Dies hat den Vorstand gezwungen, seinerseits über die Bücher zu gehen und Massnahmen zu treffen, die zwar schmerzhaft sind, aber unseres Erachtens die Chance bieten, endlich dem Schuldenloch zu entkommen (siehe Randspalte).

So bleibt zu hoffen, dass Christa uns mit ihrer Kündigung geholfen hat. Aber das tröstet nicht wirklich, wir hätten viel lieber weiter mit ihr zusammen gearbeitet. Und mir persönlich bleibt die Hoffnung, dass aller guter Dinge nicht zwingend drei sein müssen, sondern dass wieder einmal eine gemeinsame Wegstrecke mit Christa kommt.

Ruedi Tobler, Präsident SFR


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