FriZ 4/2003

Die Basisorganisation Ekta Parishad leistet im Süden Indiens Hilfe zur Selbsthilfe. Seit einigen Jahren wird sie dabei auch von einer Schweizerin unterstützt.

Solidarität mit Indiens Adivasi

Chattisgarh in Südindien ist reich an natürlichen Bodenschätzen und vorwiegend von Adivasi, der Urbevölkerung, bewohnt. Bei der Gründung des Bundesstaats war die Hoffnung gross, dass dieser Reichtum verwendet würde, um die verbreitete Armut zu lindern. Doch nach kurzer Zeit war klar, dass die Regierung eine rasche Industrialisierung und den Verkauf der Ressourcen an grosse Konzerne anstrebte. Mit der Begründung Industrien anzusiedeln, Ökotourismus zu fördern und Naturschutzgebiete zu schaffen, werden Bauern und die Urbevölkerung aus ihrem Lebensraum vertrieben und zur Migration gezwungen.

Gegen diese "Entwicklung" protestiert die soziale Basisbewegung Ekta Parishad und will die Regierung zu einer anderen Politik zwingen.

Den Ideen Gandhis verpflichtet

Ekta Parishad - Solidarischer Bund - besteht aus rund 200 vollbeschäftigten und Tausenden von Teilzeit Arbeitenden und freiwilligen SozialarbeiterInnen sowie politischen AktivistInnen. Sie sind den Ideen Gandhis verpflichtet: Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit im Lebenswandel und Bewahrung der Eigenständigkeit.

Rajagopal P.V., ein Menschenrechtsaktivist und Erwachsenenbildner, hat die Bewegung 1990 gegründet. Er ist erfahren in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und hat in den vergangenen Jahren viele sozial engagierte Dorfbewohnerlnnen aus- und weitergebildet. Mindestens die Hälfte von ihnen sind Frauen. Seine Arbeit unterstützt vor allem die mittellose Landbevölkerung, die Kastenlosen und Ureinwohnerlnnen sowie die Enteigneten. Rajagopal P.V. ist Mitglied einer zentral-bundesgerichtlichen Kommission und hat dort die Aufgabe, Zuwiderhandlungen gegen das Zwangsarbeitsgesetz (Bonded Labour Act) anzuzeigen und zu verfolgen.

CESCI: Begegnungszentrum einer Schweizerin

Inmitten von Reisfeldern, Mangohainen und Kokosplantagen liegt das Begegnungszentrum für sozio-kulturelle Interaktion CESCI, 20 Kilometer ausserhalb der südindischen Stadt Madurai. Hier werden in erster Linie die SozialaktivistInnen von Ekta Parishad weitergebildet. Das CESCI Zentrum gegründet hat die Schweizerin Maja Koene (1945-1999). Sie war gelernte Psychiatrieschwester und Fotografin. Über Jahre besuchte sie Indien regelmässig und unterhielt gute Kontakte zu verschiedenen Basisorganisationen. Sie war überzeugt, dass bewusstseinsverändernde Massnahmen notwendig sind, um die Lebensqualität grosser Völkergruppen zu verbessern. Mit dem Aufbau des CESCI Zentrums und ihrem sozialen Engagement wollte sie die Aktivistlnnen von Ekta Parishad unterstützen und stärken.

Das CESCI Zentrum ist auch ein idealer Ort für Gäste aus dem Ausland, die einen Einblick in die indische Kultur erhalten wollen und interessiert sind an indischer Sozialarbeit. Die nächste geleitete Reise mit sozio-kulturellem Programm findet vom 30. Dezember 2003 bis 6. Januar 2004 statt (s. Randspalte).

Für die Landrechte der Urbevölkerung

Seit über 10 Jahren arbeiten die Mitglieder von Ekta Parishad erfolgreich darauf hin, durch Bewusstseinsbildung, Rechtshilfe und die Gründung von Selbsthilfeprojekten soziale Veränderungen zu erreichen. Ihre zentrale Aufgabe ist es, benachteiligte und unterdrückte Bevölkerungsgruppen zur Selbsthilfe zu mobilisieren und darin zu unterstützen, ihre Rechte einzufordern.

Im Februar 2003 führte Ekta Parishad eine grosse Kampagne für die Landrechte der Urbevölkerung und landlosen Bauern durch. Die SozialaktivistInnen besuchten im neuen Bundesstaat Chattisgarh neun ausgewählte Gegenden, in denen beispielsweise durch den Bau von Fabriken Luft und Land vergiftet werden, Ureinwohner aus ihrem Waldgebiet vertrieben oder Kleinbauern und Landlose von den Landlords ausgebeutet werden. Ekta Parishad ist seit Jahren mit der betroffenen Bevölkerung in Kontakt, hat die Ungerechtigkeiten dokumentiert, die Betroffenen über ihre Rechte aufgeklärt und sie ermutigt, sich gemeinsam zu wehren.


Fussmarsch für Land

Vom 10. Dezember 1999 bis 20. Juni 2000 hat Ekta Parishad einen Fussmarsch für Land quer durch den Bundesstaat Madhya Pradesh durchgeführt, der von Solifonds Schweiz finanziell unterstützt wurde. Erste Resultate liessen nicht lange auf sich warten: Durch die Massenmobilisierung aufgeschreckt nahm die Regierung des Bundesstaates die Landfrage endlich ernst und setzte eine Task-Force ein, in der auch Ekta Parishad vertreten ist.

Weitere (Reise)-Informationen sind erhältlich bei: Förderverein CESCI, Postfach, CH-8025 Zürich. Sekretariat: Tel./Fax: 031 879 2211. E-Mail: info@cesci.ch . www.cesci.ch

Ekta Parishad, Gandhi Bhawan, Shyamla Hills, Bhopal 462002, Madhya Pradesh. INDIEN. E-Mail: ektaparishad@hotmail.com . www.ekta-parishad.org


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