APRED: Fokus auf Staaten ohne Armee

Nachdem im März 2001 das Kompetenzzentrum für Friedensförderung (KOFF) vom Bund eingerichtet und passende NGO-Trägerorganisationen gesucht wurden, konnte im September dieses Jahres mit APRED1 die 33. Mitgliedsorganisation aufgenommen werden.

 

Von Christina Dietrich*

"Der Friede ist ein Recht, aber auch eine Wissenschaft und eine Technik. Für seine Umsetzung muss man ihn studieren." Aus dieser Perspektive arbeitet die junge Organisation APRED – Association for the Study and Practice of Demilitarisation and Non-militarisation. Sie wurde 2001 gegründet, um die Entmilitarisierung2 und die Nichtmilitarisierung3 als Mittel einer Kultur des Friedens bekannt zu machen. Ihr Ziel ist es, Methoden der Prävention und der friedlichen Konfliktlösung zur Anwendung zu bringen. Wichtige Stützen dafür sind die Prinzipien der Menschenrechte und des Völkerrechts.

APRED bietet Fachwissen an und vermittelt ReferentInnen für Konferenzen zu Themen der Ent- und Nichtmilitarisierung. Ihr Themenspektrum reicht über armeefreie Länder und Gebiete, Friedenszonen, den gewaltfreien Staat und seine Komponenten, das Recht des Menschen auf Frieden, menschliche Sicherheit bis zur Friedenspolitik und ihrer Umsetzung.

APRED betreibt wissenschaftliche Friedensforschung und ist auch in der Lage, Strategien für die Friedenspolitiken zu erarbeiten. Sie führt Expertisen über den Grad der Militarisierung einer Gesellschaft durch, die von PolitikerInnen, kritischen Investoren oder EntwicklungsagentInnen in einem Land genutzt werden können.

Jede 7. unabhängige Nation ist ohne Armee

Ende 2001 ist der erste Jahresbericht von APRED erschienen. Unter dem Titel "La non-militarisation et les pays sans armée: une réalité"4 stellt Christophe Barbey, ein Mitglied des Komitees von APRED, Länder und Gebiete vor, die ihre Armee abgeschafft oder gar keine haben. Entmilitarisierung und Nichtmilitarisierung ist ein relativ neues Phänomen. In den meisten der betreffenden Länder und Gebiete hat sich dieser Zustand erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts herausgebildet. Fast 15 Prozent der unabhängigen Nationen oder jedes siebte Land hat keine Armee. Teilweise sind riesige Gebiete armeefrei, auch wenn sie oft nur wenig bevölkert sind. Die Broschüre befasst sich damit, wie sich Länder ohne Armee definieren. Sie bietet einen Überblick über die Geschichte der Nichtmilitarisierung und über alle (fast) armeefreien Staaten und Gebiete.

Diplomatie statt Waffen

Wie stellen Länder ohne Armee ihre Sicherheit her? Diese Frage wird von verschiedenen Seiten beleuchtet. Nur ein Drittel der armeefreien Staaten lässt sich von Drittstaaten "beschützen". Die übrigen zwei Drittel lösen kritische Situationen auf anderen Wegen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Uno, deren erstes Ziel die Friedenserhaltung ist. Durch verschiedene Artikel der Uno-Charta sind deren Mitglieder zu friedlicher Konfliktlösung verpflichtet, was diplomatische Möglichkeiten eröffnet. In der Broschüre wird ausserdem das Gewicht von internationaler und regionaler Kooperation, Verträgen sowie dem Status der Neutralität erörtert. Wichtig – nicht nur für armeefreie Länder – ist, eine Kultur des Friedens zu entwickeln. Das beinhaltet Definitionen von Friede, Konflikt und Gewalt zu finden und Methoden der Prävention und friedlichen Konfliktlösung zu erarbeiten.

Die Lebensqualität in Ländern ohne Armee erörtert Christophe Barbey anhand von Themen wie "Demokratie", "Entwicklungsstand", "Situation der Frau", "Menschenrechte" und "Bildung". Er kommt zum Schluss, dass das Fehlen der Armee noch nicht das Allheilmittel ist, dass dieser Zustand der Bevölkerung aber einige Vorteile im täglichen Leben bietet: Bei allen armeefreien Staaten handelt es sich um Demokratien und ein Staatsbudget ohne Armeeausgaben bietet grösseren Gestaltungsspielraum.

1 Kontakt: Secrétariat@demilitarisation.org , www.demilitarisation.org
2 Entmilitarisierung meint den Prozess vollständiger oder teilweiser Abschaffung des militärischen Organs und seiner Ausrüstung.
3 Nichtmilitarisierung ist der Zustand dauerhafter Abwesenheit militärischer Kräfte.
4 Barbey Christophe (2001): "La non-militarisation et les pays sans armée: une réalité". Flandruz (Suisse) : Édition Pour de Vrai.

*Christina Dietrich studiert Soziologie und Politikwissenschaften und arbeitet in der FriZ-Redaktionsgruppe mit.

 


Wo gibt's keine Armee?

Staaten ohne Armee*:

Andorra

Costa Rica

Cook Islands

Dominica

Grenada

Island

Haiti

Kiribati

Liechtenstein

Maldiven

Marshall Islands

Mauritius

Monaco

Mikronesien

Nauru

Niue

Palau

Panama

San Marino

Solomon Islands

St. Kitts und Nevis

St. Lucia

St. Vincent/Grenadines

Tuvalu

Vanuatu

Vatikan Staat

Western Samoa

Gebiete ohne Armee*:

Ålandinseln (Finnland)

Spitzbergen

Einige ländliche Gemeinden in Kolumbien wurden zu "entmilitarisierten Zonen" erklärt

Antarktis (gemäss Entmilitarisierungsabkommen 1959)

Die Meeresgründe

Der Mond und alle anderen Himmelskörper (gemäss Internationalem Abkommen 1967)

*Diese Liste ist unvollständig
Quelle: APRED (www.demilitarisation.org )

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