Zur beiliegenden Petition für eine wirksame Waffenkontrolle

Schusswaffen töten täglich!

Mitte September hat der Bundesrat eine Revision des Waffengesetzes in die Vernehmlassung gegeben. Bis Ende Jahr werden die Meinungen eingeholt, anfang nächstes Jahr dürfte die Botschaft ans Parlament folgen. Geschieht mehr als ein Jahr nach dem Anschlag aufs Zuger Parlament und Monate nach der Bluttat von Erfurt endlich auch in der Schweiz etwas für ein griffigeres Waffenrecht?

Vorneweg: Die Revision bringt zwar keine Revolution, sie beseitigt nur die stossendsten Lücken des Gesetzes. So fällt der private Waffenhandel nun auch unter die Meldepflicht, nicht nur der über die registrierten Händler; Imitationswaffen und andere gefährliche Gegenstände sind neu als Waffen deklariert, und vor allem: Die äusserst laxe kantonale Bewilligungspraxis mit ihren reichlichen Ausnahmen wird durch die Bundesbehörden etwas an die Kandare genommen, und etliche Schlupflöcher (z.B. eine Waffe in Einzelteile zerlegen, um sie nicht mehr als solche zu deklarieren) werden gestopft.

Diese Selbstverständlichkeiten sind rasch und unverwässert in Kraft zu setzen. Ob die neuen Bestimmungen auch in der Praxis greifen, ist eine andere Frage. Die Crux des bisherigen Gesetzes war nicht nur dessen löcherstarrendes Kleid, sondern die Umsetzung. Leibacher hätten seine Waffen lange vor seiner Tat abgenommen werden müssen. Ausserdem ist die Revision noch nicht beschlossen, es darf in den nächsten Monaten mit dem erbitterten Widerstand der Waffenlobby bis hin zu einem Referendum gerechnet werden. Dieser war es bisher stets gelungen, ihre Interessen effizient zu wahren.

Andererseits fällt der weitaus grösste Anteil häuslicher Waffen nach wie vor nicht unters Waffengesetz. Nämlich die Sturmgewehre samt Munition, die die jungen Wehrmänner zu Hause bunkern oder die älteren nach Dienstabschluss geschenkt erhalten. Will man das Gefährdungspotenzial in privaten Händen wirklich eindämmen, ist mit diesem Anachronismus endlich aufzuräumen. Entsprechende Vorstösse bei der Beratung der Armee XXI wurden in der vergangenen Session wieder einmal abgeschmettert.

Wieviele Männer drohen jährlich in Beziehungskonflikten offen mit dem Griff zum Sturmgewehr, wieviele verletzen oder töten dabei gar ihre Frauen, wieviele junge Männer greifen in der Verzweiflung zur gäbig zugänglichen Waffe und bringen sich um? Es gibt darüber keine Statistiken, doch ein bisschen Rumfragen oder -horchen, auch über andere gefährliche Situationen mit Waffen (Betrunkene, Aggressive, Kinder), könnten Ihnen Aufschlüsse liefern. Und wer die Meldungen über die zu "Beziehungsdramen" verniedlichten Erschiessungen von Frauen durch ihre Männer verfolgt, wird das Gefährdungspotenzial von Schusswaffen keinesfalls nur bei Amokläufern und sonstigen Ausgerasteten finden, sondern sehr viel näher und intimer. Auf www.friedensrat.ch veröffentlichen wir seit kurzem eine "Chronik der laufenden Ereignisse". Melden Sie uns eigene Erlebnisse. Schusswaffen töten täglich!

Mit der dieser FriZ beiliegenden "Petition für eine wirksame Waffenkontrolle" wehrt sich die Kampagne gegen Kleinwaffen gegen die zunehmenden Probleme mit dem privaten Waffenbesitz. Unterschreiben Sie die Petition, lassen Sie Ihre Bekannten auch mit auf die Liste, sammeln Sie öffentlich auf der Strasse, im Büro oder im Lokal. Es ist an der Zeit, das angesammelte Waffenarsenal in der Schweiz einzusammeln.


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