Rettet die FriZ!

Das Erscheinen der FriZ ist akut gefährdet. Für die zweite Jahreshälfte 2002 fehlen rund 50000 Franken. Kann dieser Betrag nicht durch zusätzliche Spenden und Einnahmen gedeckt werden, muss der Schweizerische Friedensrat (SFR) die Herausgabe der einzigen Schweizer Zeitschrift für Friedenspolitik einstellen. 

Von Detlev Bruggmann
Es ist nicht das erste Mal, dass die FriZ und der Schweizerische Friedensrat in einer Finanzkrise stecken. Doch diesmal ist es ernst: Wenn die Kampagne "Rettet die FriZ!" bis zum Herbst nicht mehrere Zehntausend Franken an Spenden bewirkt, kann der SFR die Lohn- und Produktionskosten für die FriZ nicht mehr aufbringen.

Unser Ziel ist es, bis Jahresende 50000 Franken an zusätzlichen Einnahmen zu erreichen. 50000 Franken entsprechen dabei in etwa den Lohn- und Druckkosten für die verbleibenden drei FriZ-Ausgaben im Jahr 2002. 

Vertrauensfrage an LeserInnen und Mitglieder

Die Herstellung der FriZ (Löhne, Druck, Vertrieb, Administration, allg. Bürokosten) kostet rund 130000 Franken jährlich. Um selbsttragend zu sein, müsste die FriZ also ca. 2000 AbonnentInnen plus drei bis vier Seiten bezahlte Inserate pro Ausgabe aufweisen. Beides erreichen wir zurzeit nur etwa zur Hälfte. Die Zahl der zahlenden AbonnentInnen liegt zwar nominell bei über 1300 - real wurden aber in den letzten Jahren jeweils ein Drittel bis ein Viertel der Abo-Rechnungen nicht bezahlt.

Diese fehlenden Einnahmen mussten und müssen durch zusätzliche Spenden gedeckt werden. Was nicht jedes Jahr gelingt, weshalb der SFR und die FriZ mittlerweile auf einem kleinem Schuldenberg sitzen. Angesichts der gegenwärtig wenig rosigen Spendensituation sehen sich der Schweizerische Friedensrat und die Redaktion FriZ jetzt gezwungen, den Mitgliedern und LeserInnen quasi die Vertrauensfrage zu stellen: Wollt Ihr weiterhin eine FriZ und seid Ihr bereit, dafür einmal mehr ins Portemonnaie zu greifen? 

FriZ: Ziele nicht erreicht

Als die FriZ 1997 lanciert wurde, herrschte am Gartenhof ein bisschen Aufbruchstimmung. Die Umwandlung der monatlich erscheinenden friedenszeitung in ein zweimonatliches Magazin sollte nicht nur den Produktionsstress für die Redaktion mindern (und ihr mehr Zeit für den Inhalt lassen), sondern auch einen Vorstoss zu neuen LeserInnen ermöglichen. Heute, ziemlich genau fünf Jahre später, fällt die Bilanz ernüchternd aus: Die Zahl der AbonnentInnen ist in etwa gleich geblieben. Die Zahl der NeuabonnentInnen hält sich leider in engen Grenzen, genauso wie (glücklicherweise) die Zahl der Abokündigungen. Das Ziel, in neue friedenspolitisch interessierte LeserInnenkreise vorzustossen, ist uns mit der FriZ (bisher) nicht gelungen.

Sollen wir jetzt noch einmal einen Anlauf versuchen? Redaktion und Herausgeber sind von der Qualität der FriZ nach wie vor überzeugt: Wir glauben daran, dass unsere Zeitschrift für viele weitere LeserInnen eine Bereicherung darstellen könnte - wenn Sie nur überhaupt von der Existenz der FriZ wüssten!

Entscheiden müssen jetzt Sie, liebe Leserin, lieber Leser: Zu diesem Zweck haben wir Ihnen Mitte Juni 2002 einen Brief mit Einzahlungsschein und Rettungsflyer verschickt. Die Abstimmung erfolgt am Postschalter: Wird genügend Geld eingezahlt, werden der SFR und die FriZ-Redaktion in der zweiten Jahreshälfte noch einmal mit Elan an eine Neu-Lancierung der FriZ gehen. Pläne für einen grafischen Neuauftritt, aber auch für vermehrte Abowerbung liegen in der Schublade. Kommen jedoch nicht mehrere zehntausend Franken zusammen, wird der Schweizerische Friedensrat seine Prioritäten künftig neu ausrichten und (schweren Herzens) auf die Herausgabe der FriZ verzichten.


Wie Sie der FriZ helfen können

z.B. mit Ihrer Empfehlung

Kennen sie Menschen, die die FriZ noch nicht kennen - und denen Sie die FriZ-Lektüre gerne nahe legen möchten? Dann bestellen Sie doch einige Probe-FriZen bei uns. Oder Sie stellen uns die Adressen plus Begleitbrief zur Verfügung und wir übernehmen den Versand.

z.B. mit ihrer Präsenz

Besuchen Sie politische Veranstaltungen? Oder Lesungen? Oder gehen in zeitgenössische Theateraufführungen? Nehmen Sie doch einmal die FriZ mit und legen einige Hefter auf!

z.B. mit ihrer Vergesslichkeit

Sie fahren regelmässig Zug oder Tram? Dann deponieren Sie doch dort einmal strategisch die FriZ. Oder Sie müssen bald zum Zahnarzt? Vielleicht dürfen Sie zum Trost ja eine Friz im Wartezimmer liegenlassen?

z.B. mit Ihrem Engagement

Vielleicht haben Sie eine gute Idee für eine Benefizveranstaltung zugunsten der FriZ - und genügend Zeit und FreundInnen, um sie in die Tat umzusetzen. Die Redaktion und der Schweizerische Friedensrat werden ihnen nach Kräften behilflich sein.

...und nicht zuletzt mit Ihrem Portemonnaie!

Sammeln Sie jetzt Geld für die FriZ - bevor es zu spät ist! Wenn bis im August 2002 nicht ein ansehnlicher Teil der angestrebten 50000 Franken für die FriZ zusammenkommen, wird der Schweizerische Friedensrat die Herausgabe der Zeitschrift einstellen müssen.


"Unsere Aktion muss Erfolg haben!"

Was sind die Gründe für die schlechte finanzielle Situation der FriZ respektive des Schweizerischen Friedensrates?
Ruedi Tobler: Der Hauptgrund liegt in einer grundsätzlich erfreulichen Entwicklung. Seit dem Ende der Blockkonfrontation vor gut einem Jahrzehnt hat das Militärische stark an Stellenwert verloren. Wir haben während des Kalten Krieges immer vertreten, dass die zentralen politischen und gesellschaftlichen Probleme mit Gewaltmitteln und Sicherheitspolitik nicht zu lösen, sondern dass ihre Ursachen anzugehen sind. Eine entsprechende Umorientierung hat mindestens teilweise stattgefunden und die grossen Menschheitsprobleme sind ins Zentrum des Interesses gerückt - auch wenn die Atomwaffenarsenale immer noch ausreichen, um die ganze Welt x-fach zu zerstören.

Entsprechend dem gesunkenen Stellenwert des Militärischen mag auch Friedensarbeit weniger Interesse zu wecken. Aber nicht nur das, konnten und mussten wir unsere Arbeit in den Sechziger- bis Achtzigerjahren auf die Kritik an der verfehlten Gesamtverteidigung zentrieren, so müssen und wollen wir uns heute mit einer viel breiteren Themenpalette beschäftigen.

Da hat sich eine Schere aufgetan, die Einnahmen kommen weniger leicht, der Aufwand für die Mittelbeschaffung steigt und zugleich sollten wir uns vertieft mit mehr Fragen befassen, was einen zunehmenden Aufwand bedeutet. Deshalb mussten wir beispielsweise vor gut zwei Jahren die Arbeitsstelle Militär und Ökologie schliessen, obwohl die Bedeutung ihrer Arbeit unbestritten war.

Weshalb gibt es jetzt eine Rettungskampagne für die FriZ und nicht für den Friedensrat ganz allgemein?
Ruedi Tobler: Die Herausgabe der FriZ bildet seit einiger Zeit das Schwergewicht unserer Arbeit, sowohl von den eingesetzten Stellenprozenten wie den Finanzmitteln. Es scheint uns angesichts der sich verändernden Bedingungen für Friedensarbeit besonders wichtig, qualifizierte Grundlagen- und Hintergrundinformationen zu vermitteln, die in den normalen Medien zu kurz kommt. Deshalb haben wir uns auch für eine Sonderaktion für die FriZ entschieden. Es kann also gewissermassen mit dem Einzahlungsschein darüber entschieden werden, ob unsere Prioritätenwahl richtig ist.

Was geschieht, wenn in den nächsten Monaten nicht genügend Spenden zusammenkommen?
Ruedi Tobler: Wir sind zuversichtlich, dass es genügend Leuten ein Anliegen ist, die FriZ zu erhalten und genug Geld dafür zusammen kommt. Ein fertiges Szenario, was wir tun würden, wenn dies nicht gelingen sollte, haben wir nicht. Reserven, mit denen wir so wie bisher weiter machen könnten, haben wir nicht. Deshalb ist klar, unsere Aktion muss Erfolg haben, oder die FriZ in ihrer bisherigen Art kann nicht mehr erscheinen. Ich zweifle, ob es Sinn machen würde, eine "FriZ light" heraus zu geben, die dem Anspruch der vertieften Hintergrund-Information nicht mehr genügen könnte.

Was würde das Ende der FriZ für den Schweizerischen Friedensrat bedeuten?
Ruedi Tobler: Das haben wir noch nicht diskutiert, und ich will es mir lieber nicht ausmalen. Ob es den Friedensrat ohne FriZ in der heutigen Schweizer Friedensszene braucht, bin ich mir nicht sicher. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass der Friedensrat ein Ende der FriZ nicht lange überleben würde. Aber so weit sind wir noch lange nicht, und ich hoffe, dass die jetzige Aktion so viel Erfolg hat, dass sich diese Frage nicht mehr stellt.


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