Kolumne

"Frieden und für alle essen"

Von Gusti Pollak*

Wie friedlich dieser leuchtende Sommerabend, der blühende Garten, die Grillen in der Stille, der funkelnde Einnacht-Himmel, das Rauschen des Windes in der mächtigen Linde, und dahinter der Mond. Zauberhaft, mann möchte alles vergessen.

Aber den "Chüngeln" musste ich das Futter wieder zu zwei Häufchen tischen, damit sie sich wenigstens beim Fressen nicht die Haare büschelweise ausreissen, das Bild der Kinder, wie sie kleinlaut vor mir stehen, vom tätlichen Streit unter Nachbarn berichtend, wirkt nach, in Murten steht eine Sieges- und keine Friedenslinde, und unweit vom Mond steht zurzeit ebenso knallig Mars, der Männerplanet, so nahe an Frau Erde wie selten. Er scheint seinen Einfluss zu behaupten...

Es gab eine Phase, da erstritt ich meinen Frieden aktiv, vor Divisionsgericht und hinter Gittern, mit Liedern und Texten für Friedensbewegte und gegen die schleichende Gleichgültigkeit, auch meine. Dabei eingehandelte Verletzungen liessen mich zeitweise verstummen, auch die Ohnmachtsgefühle vor der immer gleichen Wiederkehr gleich fataler Abläufe. Das Aufrollen der Schweizer Kriegsgeschichte brachte viel Traurigkeit und ein wenig Trost. Und wie werden wir in 50 Jahren die Fragen zu unserer heutigen Flüchtlingspolitik beantworten?

Jetzt aber werden Eindrücke wach, mit den Erlebnissen der Kinder, in Nachbarschaft und Schule, beim Spiel in der Gruppe. Fragen nach Mobbing, Stärke und Schwäche, Anpassen und Ausgrenzen, Zurückstecken und Selbstbehauptung. Alte Fragen, die wir als Eltern gleich recht und schlecht beantworten können wie damals für uns selbst. Aber vielleicht kommen auch neue Ideen in den neuen Köpfen, denen wir zum Durchbruch verhelfen oder wenigstens eine Plattform geben könnten?

Ich arbeite gegenwärtig für kids.expo, die Ausstellung der Kinder bis 13 Jahre für die Expo.02. Seit Mai 2001 wird hier unter dem Motto "Erfinde deine Welt ... wie sie dir gefällt" eine mögliche Welt von morgen kreiert und entworfen, in Bildern, Gedichten, Zeichnungen, Objekten, Videos, in allem, was erdenkbar und erfühlbar ist. Einen Eindruck davon gibt die Ideen-Börse auf der Homepage www.kids-expo.ch. Allein zum Suchbegriff "Gerechte Welt" sind Dutzende von Kinderarbeiten dokumentiert, der schlicht-kraftvolle Aufruf der 10-jährigen Melanie "Frieden und für alle essen" hat dieser Kolumne den Titel gegeben.

*Gusti Pollak, unser neuer Kolumnen-Autor, lebt als Kulturschaffender seit fünf Jahren im Simmental, wo seine Frau Susanna Krebs eine ökologisch ausgerichtete Kleinpension für Ferien, Retraiten, Kur- und Erholungsurlaube betreibt. Ihre Kinder Julian, Liora und Joram sind 11, 9 und 6 Jahre alt.

Inhaltsübersicht