Während sich in Davos die Mächtigen und Reichen trafen, fand in Brasilien ein ganz anderer Gipfel statt, der es leider oder typischerweise nur am Rande in unsere Medien schaffte, obwohl dort mindestens ebenso viele Prominente, aber halt nicht ganz so Mächtige und erst recht nicht so Reiche zusammenfanden: Das erste Weltsozialforum in Porto Alegre.
Vom 25. bis zum 30. Januar fand im brasilianischen Porto Alegre, im Bundesstaat Rio Grande do Sul, ein Gegenkongress statt, der das WEF eigentlich problemlos in den Schatten stellen sollte. Denn in Porto Alegre waren NobelpreisträgerInnen, bedeutende PolitikerInnen, berühmte SchriftstellerInnen und viele andere Prominente mehr in einem unkonventionellen Rahmen vertreten und mischten sich unter fast 12 000 sogenannte GlobalisierungsgegnerInnen aus der ganzen Welt. Verschiedenste NGO, darunter die Landlosen-Bewegung Brasiliens, waren genauso vertreten wie die einfachen BürgerInnen.
Während die Firmenbosse und diverse PolitikerInnen in Davos im üblichen Rahmen' über die Zukunft der Welt berieten (und wohl dabei noch nebenbei' Geschäfte zu machen versuchten), versammelten sich auf der anderen Seite der Erdkugel unter dem Motto "Eine andere Welt ist möglich" Menschen in einer neuen, kreativen und demokratischen Weise: In Porto Alegre informierten sie einander über die Auswirkungen der Globalisierung auf ihre jeweilige Wirtschaft, auf ihr Sozialgefüge und auf die Umwelt. Gemeinsam demonstrierten rund 20 000 Menschen in den Strassen Porto Alegres (zum Beispiel gegen den Polizeieinsatz gegen DemonstrantInnen in der Schweiz rund um das WEF), besuchte Konferenzen und Ausstellungen, plauderte in Diskussionsgruppen und surfte im Internet.
Es wurde debattiert und über Alternativen zum Neoliberalismus nachgedacht wie dies das Ziel der InitiantInnen des Weltsozialforums war: Gemeinsam initiiert vom Herausgeber des Monde diplomatique, Bernard Cassen, und den Behörden von Porto Alegre und des Bundesstaates Rio Grande do Sul sollte der Gipfel der Anti-Globalisierungsbewegung vor allem auch des Südens nicht nur eine Plattform geben, sondern auch die Kapitalismuskritik theoretisch und praktisch auf einen fruchtbaren intellektuellen Boden stellen. Doch so die Teilnehmenden sei dieses Unterfangen (noch) zu schwierig gewesen.
In einem war man sich in Porto Alegre allerdings einig: Hier im Süden, wo die wirtschaftliche Globalisierung weit härtere Auswirkungen auf die Bevölkerung hat als im reichen Norden, hier sollen die vielen Opfer der Globalisierung und das Engagement gegen die Globalisierungsmotoren WTO, IWF, Weltbank und eben auch WEF endlich eine Stimme erhalten und eine andere, sozialere Perspektive entwickeln können.
Das zweite Weltsozialforum wird im kommenden Jahr übrigens am gleichen Ort stattfinden wie das regionale World Economic Forum in Porto Alegre!
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