Schnappschüsse

SVP-Moral. Soldaten sind mehr wert als Flüchtlinge: "Jeder Krieg vernichtet Leben und ist mit keiner einzigen andern menschlichen Unternehmung vergleichbar. Woher kommt die unglaubliche Leichtfertigkeit, mit der unsere Politiker, Militärs und Journalisten Schweizer Bürger zum Sterben und Töten ins Ausland schicken wollen? Wieso wissen sie eigentlich, dass das Gute am Resultat höher wiegt als der Verlust von Leben? Und wer trägt die Verantwortung für die Toten dieser ‚Friedenskriege'? Der Bundesrat? Der Generalstabschef? Oder wir Parlamentarier?" So fragte SVP-Haushistoriker Christoph Mörgeli — nicht ganz unvernünftig — in einer seiner Metropol-Kolumnen. Wir danken Herrn Mörgeli für seine klaren Worte zum Krieg und fragen ihn, ob er denn bereit sei, die Verantwortung zu übernehmen für all die Flüchtlinge, die wegen der SVP-Hetzpolitik gegen die Flüchtlinge in Kriegsgebiete zurückgeschafft werden. Welches Gute am Resultat wiegt hier höher?

VBS-Moral. Was darf ein Schweizer Militärattaché im Ausland und was nicht? Für einmal ging es beim jüngsten Diplomatenskandälchen nicht um Sex oder Geld, sondern um Würde. Hansruedi Meier, seineszeichen Schweizer Militärattaché in Japan, stattete kürzlich den Penan in Malaysia einen Besuch ab. Die Visite verlief äusserst freundschaftlich, wurde dem Schweizer Diplomaten doch zum Abschluss der Titel eines stellvertretenden Häuptlings der Penan verliehen. Soweit, sehr gut. Dummerweise wurde diese Ehrung auch auf der Homepage des Bruno Manser-Fonds öffentlich publik gemacht. Wo es wiederum die Gratiszeitung "20 Minuten" aufschnappte und das VBS damit konfrontierte. Nach kurzer Konsternation kam nach zwei Tagen die Reaktion aus Bern: Herr Meier habe seine Häuptlingswürde niederzulegen, denn ein Schweizer Militärattaché habe sich in der Öffentlichkeit nur für die sicherheitspolitischen und militärischen Interessen der Schweiz einzusetzen. Und diese scheinen nicht mit dem Überlebenskampf der Penan vereinbar zu sein…


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