Die unabhängige Wochenzeitschrift ZERI (Stimme) in Pristina besteht seit 54 Jahren. Sie wurde 1945 gegründet. ZERI war anfangs eine wöchentliche albanische Jugendzeitung und wurde dann in den 90erjahren zu einer politischen Zeitschrift mit breiterem Leserkreis. In der Zeit des Ausbruchs der Kriege im ehemaligen Jugoslawien erreichte die Zeitschrift eine Auflage von 100 000 pro Ausgabe und konnte sich damit vollständig selbst finanzieren. Als die politischen und wirtschaftlichen Bedingungen im Kosov@ sich 1994 verschlechterten, sah sich ZERI gezwungen, internationale Unterstützung zu beantragen, um damit 20 Prozent der laufenden Kosten decken zu können. Heute ist ZERI infolge der mit der Vertreibung aus dem Kosov@ verbundenen Einbrüche weitgehend auf internationale Hilfe angewiesen.
Das journalistische Profil und die verlegerische Linie von ZERI behielten ihre Unabhängigkeit von den verschiedenen Strömungen der kosov@-albanischen Politik. VertreterInnen aller Parteien sowie ein breites Spektrum unabhängiger Experten und Intellektueller schreiben in dieser Zeitschrift Beiträge oder geben Interviews. Das oberste Ziel von ZERI lag darin, einen Beitrag zur Lösung der politischen Krise im Kosov@ zu leisten, sich für die Demokratisierung des Kosov@ einzusetzen und den LeserInnen Informationen, Meinungen und Einschätzungen prominenter internationaler ExpertInnen und Intellektueller zugänglich zu machen.
Nach der gewaltsamen Vertreibung aus dem Kosov@ Ende März 1999 haben die Herausgeber und die Belegschaft von ZERI die Veröffentlichung dieses führenden Nachrichtenmagazines im mazedonischen Exil wieder aufgenommen. Spezielles Augenmerk galt der vertriebenen Bevölkerung in Albanien, Montenegro und Mazedonien. Damit leistete ZERI einen wichtigen Beitrag, um den Vertriebenen Zugang zu Informationen über ihre Angehörigen zu verschaffen. Mitte Juli 1999 konnte die Belegschaft von ZERI wieder nach Pristina zurückkehren und die Arbeit an der Zeitschrift dort wieder aufnehmen.
Zur Zeit hat ZERI eine Auflage von 10 000 Exemplaren, wovon rund 8000 jeweils verkauft werden. Damit ist ZERI die meistgelesene Wochenzeitschrift in albanischer Sprache im Kosov@ und zugleich die Zeitschrift mit den höchsten professionellen Ansprüchen an seriösen Journalismus.
Viele Menschen im Kosov@ sind immer noch nicht in der finanziellen Lage, sich eine Zeitschrift kaufen zu können. ZERI kämpft deshalb um seine Auflage mit einem tiefen Preis, der weit unter den wirklichen Gestehungskosten liegt.
Die Unabhängigkeit der redaktionellen und journalistischen Arbeit, hochwertige politische und gesellschaftliche Analysen sowie die Präsentation eines breiten Spektrums von Meinungen zur Situation und Perspektive des Kosov@ sind sicher die wichtigsten Gründe für den Erfolg dieser Zeitschrift.
Während es für kleine, unabhängige Medien in Bosnien-Herzegowina oder Kroatien vergleichsweise leicht fällt, im Westen finanzielle Unterstützungsbeiträge aufzutreiben, ist die Situation für Serbien und Kosov@ eher harzig.
Da aber Serbien im Zusammenhang mit den Wahlen von Ende September in den vergangenen Monaten mehr Aufmerksamkeit erhielt, haben wir uns zusammen mit der Aktion Medienhilfe entschieden, den Erlös der FriZ-Patenschaftsabos an ein Medienprojekt in Pristina zu vergeben: die Wochenzeitschrift ZERI, die wir auf dieser Seite kurz vorstellen. Weitere Informationen zu ZERI aber auch zu vielen anderen unabhängigen Medien im ehemaligen Jugoslawien erhalten Sie bei der Aktion Medienhilfe (Postfach, 8031 Zürich). Einmal mehr empfohlen sei hier auch die Homepage der Medienhilfe: www.medienhilfe.ch.
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