Eine Geschichte von Vereinten Nationen

Die Idee einer internationalen Vereinigung aller Staaten, um den Weltfrieden zu sichern, ist schon sehr alt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts, als das dominierende Europa im Zeichen der Industrialisierung stand, wurde die Idee greifbarer. Friedensgesellschaften veranstalteten internationale Kongresse und neben staatsübergreifenden Wirtschaftsverbänden wurde nun auch internationales Recht entwickelt.

Erste Höhepunkte der Bemühungen um die Friedenssicherung waren die beiden Konferenzen in Den Haag (1889 und 1907), bei denen die Grundlagen für eine Vereinigung der Nationen geschaffen wurden. Sie konnten den Ersten Weltkrieg zwar nicht verhindern, aber am Ende des Krieges nahmen die Unterzeichnerstaaten des Versailler Vertrages die Satzung des Völkerbundes an. Dieser nahm seine Arbeit 1920 auf. Der Völkerbund konnte moralische Erfolge verzeichnen und leistete Pionierarbeit, doch das (zumindest) zeitweilige Abseitsstehen verschiedener wichtiger Staaten (Deutschland, Italien, USA, UdSSR, Japan) und der Bestrafungscharakter in der Haltung gegenüber Deutschland machten ihn zu einem schwachen Instrument für die Weltfriedenssicherung. Das Versagen des Völkerbundes vor und während des Zweiten Weltkriegs bedeutete auch sein Ende; nicht zuletzt, um zu verhindern, dass die Idee einer internationalen Vereinigung zur Erhaltung des Friedens zu einer Farce wurde. Im April 1946 löste sich der Völkerbund deshalb auf und übergab seine Funktionen an die Organisation der Vereinten Nationen UNO, über deren Gründung die Alliierten sich zuvor geeinigt hatten.

Gründung der UNO

RepräsentantInnen aus 50 Nationen unterzeichneten am 26. Juni 1946 die 111 Artikel der UNO-Charta. Die Mitglieder verpflichteten sich mit ihrer Unterschrift, die vier Hauptziele der Charta zu unterstützen: Friedenssicherung, Entwicklung von freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Staaten, Kooperation bei der Lösung internationaler Probleme sowie Respektierung der Menschenrechte. Als Sitz der Organisation wurde New York gewählt.

Die erste UNO-Resolution bestand in der Aussage, dass Atomenergie künftig friedlich genutzt werden sollte (Januar 1946); ein weiterer Meilenstein war die Genehmigung der Erklärung der universellen Menschenrechte im Jahr 1948.

Arbeiten und Ergebnisse

Die neue Organisation konnte zunächst in der Erhaltung des Status quo Erfolge verzeichnen. Der UNO-Sicherheitsrat wurde aber zunehmend ein verdeutlichendes Beispiel des Kalten Krieges: So erklärte das Gremium während der Koreakrise 1950 in Abwesenheit des sowjetischen Vertreters Nordkorea zum Angreifer, worauf eine UN-Streitmacht aufgebaut wurde, die auf der Seite Südkoreas in den Konflikt eingriff. Der Kalte Krieg blockierte die Arbeit, zahlreiche Vetos der ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats verhinderten ein effektives Arbeiten.

Neben den zwei Blöcken Ost und West erlangten ab den 50er Jahren die unabhängig gewordenen Staaten Afrikas eine dritte Machtposition. Sie zwangen die UNO, ihre eigenen Resolutionen zu beachten und die Entwicklungszusammenarbeit stärker zu fördern.

Seit dem Wegfall des Block-Systems zu Beginn des letzten Jahrzehnts muss sich die UNO neu orientieren. Die Probleme sind dadurch aber sicher nicht weniger geworden – wie 1991 auch der Golfkrieg gezeigt hat.

Trotz Schwierigkeiten hat die UNO auch Zeichen gesetzt, etwa im Kampf gegen Rassendiskriminierung (1969) und Folter (1984), für den Umweltschutz (1972) und für die Rechte der Frauen (1975) und Kinder (1990). Vor allem als moralische Instanz wird die UNO mit ihren gegenwärtig 189 Mitgliedstaaten (es fehlt nur noch die Schweiz…) wahrgenommen, fünfmal wurde sie bereits mit dem Nobelpreis belohnt.

Nicole Billeter

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